Der Pferdewirt – Pferdehaltung und Service übt vor allem auf Pferdeliebhaber eine ungeheure Anziehungskraft aus. Die Vorstellung, täglich mit den Tieren zu arbeiten, sie zu füttern und zu versorgen, weckt nahezu in jedem Pferdefan Begeisterung. Doch Hintergründe wie der enge Kontakt zur Natur, das Gefühl von Freiheit auf dem Pferderücken und das unvergleichliche Stallfeeling machen dieses Berufsbild noch verführerischer. Viele träumen davon, die Faszination Pferd zum Alltag zu machen und gleichzeitig in einem familiären Umfeld zu arbeiten, das stark von Kameradschaft geprägt ist. Tatsächlich ist die Arbeit im Stall oft verbunden mit einem Teamgeist, der sich von vielen anderen Jobs unterscheidet.
Was viele nicht ahnen: Dieser Beruf kennt selten einen starren Nine-to-Five-Rhythmus. Pferde müssen früh morgens versorgt werden – und das oft weit vor Sonnenaufgang. Dann folgen mehrere Fütterungsrunden, Ausmisten, eventuelle Tierarztbesuche und die Vorbereitung für Reitstunden. Hinzu kommen Wochenend- und Feiertagsdienste, da Pferde auch an diesen Tagen Aufmerksamkeit und Pflege brauchen. Wer Pferdewirt wird, muss also ein hohes Maß an Flexibilität mitbringen. Entscheidend sind körperliche Fitness und die Bereitschaft, sich den wechselnden Bedingungen – Wetterkapriolen und saisonale Spitzenbelastungen – anzupassen. Zwar bleibt zwischendurch Zeit für kurze Verschnaufpausen, aber Routine wird schnell zur Herausforderung.
Obwohl der Job romantisiert wird, ist die Fluktuation in diesem Bereich erstaunlich hoch. Nach der Ausbildung steigen viele frischgebackene Pferdewirte erst einmal in ganz andere Sektoren um oder suchen sich Lehrstellen in verwandten Bereichen, weil sie vom Alltagseinerlei und der körperlichen Belastung überrascht werden. Doch wer sich geschickt positioniert, findet in gut geführten Reitbetrieben, Gestüten und Pferdekliniken abwechslungsreiche Aufgaben und vielfältige Weiterbildungsoptionen. So kann ein ambitionierter Pferdewirt über spezielle Kurse zu Themen wie Pferdephysiotherapie, Hufkunde oder Betriebswirtschaft schnell seine eigene Nische finden. Die Branche selbst bietet also mehr Abwechslung, als man auf den ersten Blick vermutet.
Die klassische Berufsausbildung zum Pferdewirt – Pferdehaltung und Service dauert in der Regel drei Jahre. Man durchläuft verschiedene Stationen: Stallmanagement, Weidepflege, Fütterung, Gesundheitsvorsorge, aber auch Basisreitweisen und Serviceleistungen wie Kundenbetreuung gehören zum Ausbildungsplan. Besonders interessant: In einigen Ausbildungsbetrieben werden Azubis gezielt auf internationale Pferdesportveranstaltungen vorbereitet, um dort Erfahrungen zu sammeln. Hinter den Kulissen erfährt man, wie hoch der Aufwand für Pferdewettbewerbe tatsächlich ist. Vor allem im Spring- und Dressurbereich lauern ungeahnte Details, vom Stallzeltaufbau bei Turnieren bis zur Pflege von Turnieroutfits.
Ob man seinen weiteren Weg im Reitsport, in der Gestütsverwaltung oder als selbstständiger Dienstleister sucht – in der Pferdebranche tauchen immer wieder wenig bekannte Tatsachen auf. Angefangen bei der nötigen Versicherungsabdeckung für Turnierreiter bis hin zu speziellen Hormonbehandlungen zur Zuchtoptimierung, gibt es viele Aspekte, die das Berufsbild bunt und facettenreich machen. Viele Betriebe kooperieren eng mit Tierärzten und physiotherapeutischen Einrichtungen, um das Wohlbefinden der Tiere langfristig zu sichern. So ist der Alltag als Pferdewirt nicht nur körperlich, sondern auch mental anspruchsvoll. Wer sich mit Herzblut einbringt, kann in diesem Beruf wahre Erfüllung finden, aber es bedarf Ehrgeiz, Lernbereitschaft – und einer echten Leidenschaft für Pferde.