Im Beruf des Imkers – Tierwirts (Imkerei) ist der frühe Vogel sprichwörtlich der Bienenschwarm. Die meisten Tätigkeiten beginnen vor Sonnenaufgang, wenn die Bienen ruhig sind. Oft sind 40 Stunden in der Woche Pflichtprogramm, doch wer glaubt, das sei alles, irrt: In der Hochsaison, wenn Honig geschleudert und Völker vermehrt werden, können die Arbeitszeiten schnell auf 50 oder 60 Wochenstunden ansteigen. Faszinierend ist, dass in den Wintermonaten die Arbeitsbelastung zwar sinkt, aber Wartungs- und Buchhaltungsaufgaben anstehen, die oft unterschätzt werden.
Vielleicht denken Sie: Imker sein klingt doch paradisisch. Doch lassen Sie sich nicht täuschen! Die Branche ist fordernder, als viele glauben. Spannend dabei: Die Wechselquote liegt verhältnismäßig hoch, was auf saisonale Schwankungen und auf die anspruchsvolle Kombination aus Tierbetreuung und Unternehmensführung zurückgeht. Tatsächlich steigen einige nach wenigen Jahren wieder aus, wenn sie feststellen, dass Bienen nicht nur süßen Honig, sondern auch harte Arbeitsphasen und großen organisatorischen Aufwand bedeuten.
Viele aktive Tierwirte (Imkerei) kommen nicht unbedingt ausschließlich aus landwirtschaftlichen Familien. Stattdessen findet man überraschend oft Quereinsteiger, die aus ganz anderen Fachrichtungen, zum Beispiel IT oder Betriebswirtschaft, in die Imkerei wechseln. Interessant ist auch, dass immer mehr duale Ausbildungswege oder Studiengänge in der Agrarwissenschaft, kombiniert mit Schwerpunkten in der Tierhaltung und Imkerei, verfügbar sind. Dies eröffnet vielfältige Perspektiven für junge Leute, die sich nicht ausschließlich auf die Arbeit mit Bienen beschränken, sondern das Geschäft hinter den Kulissen verstehen wollen.
Kaum zu glauben, aber wahr: Ein wichtiger Erfolgsfaktor in der Imkerei ist heute das Marketing. Online-Handel, Social-Media-Kanäle und die direkte Vermarktung über Hofläden oder Wochenmärkte sind erfolgskritisch. Wer es geschickt anstellt, kann einen loyalen Kundenstamm für seinen regionalen Honig aufbauen. Zudem sind "Erlebnistage" und Workshops in der Imkerei zu einem echten Publikumsmagneten geworden, was das Portfolio vieler Betriebe erweitert. Diese eher weniger bekannten Strategien machen einen Großteil der Wertschöpfung im modernen Imkereialltag aus.
Moderne Imkereien verwenden immer öfter digitale Tools wie Sensoren in den Bienenstöcken oder Apps, die das Schmuggeln am Stock verhindern sollen. Das Ziel: möglichst genaue Daten zur Volksstärke, zur Temperaturentwicklung oder zum Futtervorrat. Das reduziert das Risiko von Ausfällen und Erkrankungen enorm. Wer einschlägige Technikkompetenz mitbringt und gleichzeitig das natürliche Gespür für die Bedürfnisse von Bienen entwickelt, wird am Arbeitsmarkt sehr gefragt sein. Es lohnt sich also, bereits in der Vorbereitung zur Arbeitssuche ein Auge auf entsprechende Technologien zu werfen, da diese in Vorstellungsgesprächen positiv auffallen.
Der Konkurrenzdruck in diesem Berufsfeld wiederum hängt stark von Ihrer Region ab. Gibt es viele landwirtschaftliche Nebenerwerbsbetriebe, ist der Markt oft dicht besetzt. Andererseits erzeugt die steigende Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln gute Chancen, sich zu etablieren. Wer sein Handwerk beherrscht, ausreichend Geduld und Pragmatismus mitbringt, wird die oft unbekannten, aber hochspannenden Aspekte in der Tierwirt-Imkerei schnell schätzen lernen. Insgesamt bietet dieses Berufsbild ein überraschend breites Spektrum an Tätigkeiten – von der Pflege der Bienenstöcke über die Verarbeitung von Wachs bis hin zum Kundengespräch bei der Vermarktung des Honigs.