Kaum zu glauben, aber die Fachkräfte in der Lederherstellung und Gerbereitechnik bewegen sich in einem traditionsreichen Tätigkeitsfeld, das Jahrhunderte alt ist und dennoch im stetigen Wandel steht! Die Ausbildung ist anspruchsvoll und enthält neben handwerklichen Anteilen auch profundes chemisches Know-how. Durch den ökologischen und ökonomischen Druck werden neue Verfahren entwickelt, um den Chemikalieneinsatz zu verringern. Somit ist der Arbeitsalltag kombiniert aus klassischem Handwerk und modernster Technologie. Viele wissen nicht, dass Gerberen oft rund um die Uhr arbeiten, da manche Produktionsprozesse kontinuierliche Überwachung erfordern.
Wer denkt, dass eine 9-bis-17-Uhr-Routine in der Gerberei normal sei, irrt gewaltig: Da das Leder in unterschiedlichen Phasen gegerbt, getrocknet und veredelt wird, können Schichtsysteme durchaus üblich sein. Ob Früh-, Spät- oder sogar Nachtschichten – Flexibilität ist gefragt. Gleichzeitig kommen Fachkräfte oft in den Genuss spezieller Schichtzulagen und der Sicherheit, dass Lederprodukte nahezu immer gebraucht werden. Die überraschend hohe Wechselquote in diesem Berufsbild ist teilweise auf die intensive körperliche Arbeit und den Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung in angrenzenden Feldern wie Textil- oder Automobilindustrie zurückzuführen.
Viele starten ihre Laufbahn mit einer dualen Ausbildung, bei der sie neben der Theorie an der Berufsschule auch praxisnah in einer Gerberei lernen. Dort erfahren sie alles von der Auswahl der richtigen Tierhäute, über das Durchführen verschiedener Gerbmethoden bis hin zur Qualitätskontrolle. Noch spannender ist, dass manche Unternehmen private Förderprogramme anbieten, um Spezialwissen zu vertiefen. Wenig bekannt ist, dass die Branche besonders auf Nachhaltigkeit achtet, da Tierhäute ein Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie sind. Wer sich für das Thema Umweltschutz interessiert, findet hier also interessante Anknüpfungspunkte.
Oft wird vermutet, dass die Arbeitsplätze in der Gerberei unangenehm oder gar ungesund sind. Doch mit moderner Lüftungstechnik, geschlossenen Kreislaufsystemen und strengen Arbeitsschutzbestimmungen hat sich das Bild stark verbessert. Natürlich sind Gerüche und ein gewisser Reinigungsaufwand nicht zu vermeiden. Trotzdem berichten viele Fachkräfte, dass genau diese sinnesintensiven Aspekte ihnen das Gefühl geben, ein echtes Handwerk auszuüben. Wer also Spaß an einer abwechslungsreichen Tätigkeit hat, ist hier genau richtig. Und dank vielfältiger Spezialisierungen – von der Lederfärbung bis zum Materialtesting – wird es selten langweilig.
Eine weniger bekannte Insight: Das Verständnis für modische Trends spielt eine größere Rolle, als man denkt. Hochmoderne Gerbereien orientieren sich an Farbvorlieben und Materialbeschaffenheiten der Designbranche. Einige Fachkräfte wirken sogar an der Vorplanung neuer Kollektionen mit. Außerdem besteht ein steter Bedarf an Einzelanfertigungen für Sattlereien und Luxusmanufakturen, was besonders detailverliebte Experten anzieht. Wer sich also ständig weiterbildet, kann in kleinen, hochspezialisierten Ateliers ebenso Karriere machen wie in einer industriellen Großgerberei.
Die Lederherstellung gilt seit jeher als Nischenberuf, doch gerade diese Spezialisierung sorgt für solide Berufsaussichten. Der Bedarf an Fachkräften, die sowohl handwerklich fit sind als auch über chemisches Wissen verfügen, bleibt konstant. Und wer in Punkto Technik auf dem neuesten Stand bleibt, kann sich schnell vom reinen Produktionsmitarbeiter zum gefragten Prozessoptimierer hocharbeiten. Selbst in Krisenzeiten finden viele spannende Herausforderungen in Bereichen wie Recycling oder Forschung statt. Deshalb ist dieser Beruf nicht nur für robuste Naturen aufregend, sondern bietet auch kreative und technologisch anspruchsvolle Aspekte, die immer wieder überraschen.